Alles Roger

Geschrieben von killhill am .

17. Giro-Etappe Roger Kluge hat auf der 17. Etappe des 99. Giro d’Italia die heimischen Sprinter verzweifeln lassen. Der 30 Jahre alte IAM-Profi fuhr nach 196 Kilometern von Molveno nach Cassano d'Adda in Weltklassemanier nicht nur seinen ersten Sieg in einem WorldTour-Rennen ein, sondern sorgte auch dafür, dass Giacomo Nizzolo (Trek-Segafredo) seinen Ruf als Mann für zweite Plätze so schnell nicht loswerden dürfte.

Kluge hatte am Mittwoch auf dem Schlusskilometer eine Attacke von Altmeister Filippo Pozzato (Wilier Triestina-Southeast) clever gekontert und war aus dem Windschatten des 34-jährigen Italieners heraus im Sitzen zum bisher größten Erfolg als Profi gefahren. Im krassen Gegensatz dazu blieb Nizzolo wenige Meter hinter dem Deutschen im Sprint der Verfolger mal wieder nur der undankbare zweite Platz.

Dabei verwies der Italiener nur ganz knapp den Hamburger Nikias Arndt (Giant-Alpecin) auf Rang drei. Auf den Positionen vier und fünf folgten mit Sacha Modolo (Lampre-Merida) und Matteo Trentin (Etixx-Quick-Step) zwei weitere italienische Sprinter, die bei diesem Giro im langen Schatten ihrer Konkurrenten aus Deutschland stehen.

"Was kann ich noch mehr tun? Ich habe den Sprint gewonnen und bin jedesmal zur Stelle“, klang der 27-jährige Nizzolo in einem Kommentar auf der Trek-Homepage fast schon verzweifelt. "Wir können nicht mehr tun als das, was wir schon leisten. Das Karma ist gegen mich; ich weiß nicht, was ich falsch gemacht habe, dass mir so was passiert, aber es gibt sicher schlimmere Dinge im Leben. Wir müssen halt weitermachen.“

Bevor Kluge am Mittwoch zuschlug, hatten bereits André Greipel (Lotto Soudal/3) und Marcel Kittel (Etixx-Quick-Step/2) für insgesamt fünf deutsche Siege gesorgt. Den sechsten fuhr bei strahlendem Sonnenschein der lange Cottbuser ein, der eindrucksvoll bewies, dass er nicht nur zu den stärksten Bahnfahrern der Welt gehört. "Ich bin jetzt seit sechs Jahren Profi und das heute ist der große Sieg, auf den ich immer aus war", freute sich Kluge.

Bei seinem Coup profitierte er auch davon, dass bei IAM nach dem frühen Ausfall des etatmäßigen Sprint-Kapitäns Matteo Pelucchi auch dessen Helfer freie Fahrt erhielten. Der als Anfahrer des Italieners vorgesehene Vize-Weltmeister im Omnium, dessen großes Saisonziel die Olympischen Spiele in Rio sind, nutzte die sich ihm bietende Möglichkeit vier Tage vor dem Finale der Italien-Rundfahrt. Am Sonntag wird Kluge in Turin möglicherweise eine weitere Chance bekommen. Im vergangenen Jahr hatte er auf der damaligen Giro-Schlussetappe in Mailand bereits den dritten Rang belegt.

"Es war überhaupt nicht geplant“, kommentierte Kluge seinen Antritt kurz vor der letzten Kurve, aus der er heraus mit hohem Tempo kam und zu Pozzato aufschloss. “Ich habe für Heinrich Haussler gearbeitet, wollte die Lücke für ihn schließen, aber dann sah ich die Chance wegzukommen. Und die Ziellinie war sehr nah“, fügte er an. Während Kluge das richtige Näschen hatte, verspekulierten sich die Konkurrenten mächtig. Nachdem er sich umgedreht hatte, konnte der IAM-Profi schon einige Meter vor dem Ziel die Arme nach oben reißen und ausrollen lassen.